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Verhaltenstraining
Dr. Johannes Streif

 

 

 

 




 

impulsiv
hyperaktiv
unaufmerksam

 

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist ein Syndrom, das aus verschiedenen Symptomen besteht, die zu einer festen störungstypischen Einheit zusammengefasst sind. Die Bedeutung dieser "Störungsmerkmale" ist abhängig von der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Auffälligkeit und Störung sind nur relativ zu einer Vergleichsgruppe an Menschen zu sehen, die sich unter gleichen Bedingungen anders verhalten. Was aber, wenn die "Störung" die Norm wäre, die Mehrheit der Menschen aber schlicht langsamer und langweiliger als die hyperaktiven Kinder?

Hier die ersten Auszüge aus der zu erwartenden neuen Auflage des Diagnostical and Statistical Manual oft Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association (APA). Achtung: Humor!

 

Humor
Gabe eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.

Duden Deutsches Universalwörterbuch (1989) S.741

DSM-V: Diagnostisches und Statistisches Manual
zur Identifizierung von Persönlichkeitszügen *
(5. vielfach verbesserte Auflage) **

 

314.01 ADD/H = Attention Denial Disorder +/- Hyperactivity 
(= das Aufmerksamkeitsverweigerungs- und Direktivenunabhängigkeits-Syndrom +/- Hyperaktivität)

 

A

Entweder (1) oder (2) – in schlimmen Fällen auch beides:


(1)


Mindestens 6 von den folgenden Symptomen des aktiven eigenständigen Verstandes sind mindestens 6 Monate zu einem Grad bestehen geblieben, der die Person daran hindert, sich denkbehindernden Institutionen anzupassen:



Die/der Betroffene
...
1

hat oft Fehlschläge beim Versuch, tiefere Aufmerksamkeit auf Details zu richten – oder macht dabei unachtsam Fehler –, wenn darum gebeten, geistlose Aktivitäten auszuführen

Kaum hatte sich der Streit um die Tiere etwas gelegt, unternahm ich heldenhafte Anstrengungen, die Zahnfee in eine Falle zu locken. Eines Abends knipste ich schon vor dem Zubettgehen das Licht aus und wickelte dann behutsam ein ganzes Knäuel Angelschnur in meinem Zimmer ab; die Schnur führte durch und um Lampen, über Bettpfosten und Türklinken, hinter der Kommode vorbei unters Bücherregal und so weiter. Über fünfzig Meter dünnste Bounty Fisher-Angelschnur verwob ich zu einem irrwitzigen Spinnennetz, das in meinem ganzen Zimmer ab Hüfthöhe bis zur Decke reichte. Nachdem ich mich vorsichtig ins Bett gelegt hatte, steckte ich meinen Backenzahn unters Kissen und wartete auf den Schlaf. Lautes Geschrei und der Krach einstürzender Möbel riss mich unsanft aus meinen Träumen. Mit einem Ruck setzte ich mich auf, gab acht, mich nicht in der ums Bett gespannten Schnur zu verfangen, erinnerte mich an die von mir gestellte Falle und nahm überglücklich an, dass es mir tatsächlich gelungen war, die Zahnfee zu fangen.
2

hat oft Schwierigkeiten, Interesse an unnötigen Aufgaben aufrechtzuerhalten oder altersentsprechend zu simulieren

3

scheint oft nicht dem zuzuhören, was gesagt wird, wenn er oder sie schon in zwar unerwünschte, aber selbständige geistige Aktivität vertieft ist

4

folgt oft nicht Anweisungen, Aufgaben anzunehmen, die ihn oder sie nicht interessieren bzw. allgemein keine Relevanz haben

5

hat oft Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren, für die er oder sie entschieden hat, dass diese überflüssig, lächerlich, peinlich oder erniedrigend sind

6

vermeidet oft Aufgaben, drückt Abneigung gegen sie aus oder quält sich über Gebühr mit Aufgaben, die geistlos, repetitiv und schlaffördernd sind (wie Schularbeiten oder Hausaufgaben

7

verliert oft Dinge, die für Aufgaben oder Aktivitäten notwendig sind, an denen er oder sie nicht interessiert ist (z.B. Notizen über Schulaufgaben, Bleistifte für maltherapeutische Entspannungsübungen, Bücher zur Pflichtlektüre, Werkzeuge des mütterlichen Hausstandes bzw. zur Gartenarbeit oder nicht zerlegbare bzw. bereits zerlegte Spielzeuge)

8

wird oft leicht von Anreizen abgelenkt, die anderen unwesentlich erscheinen, jedoch eine Fluchtmöglichkeit vor Eintönigkeit und geistiger Umkreisung des offiziellen Nichts bieten (= bevorzugt, nicht gelangweilt zu sein und zu werden)


(2)

Wenigstens 6 der folgenden Symptome gesteigerter körperlicher Aktivität sowie erhöhter geistiger Spontaneität konnten in den letzten 6 Monaten in einem Maße festgestellt werden, das es den Betreuungspersonen schwerer als bei Pro Familia angekündigt und/oder im Tarifvertrag vereinbart machte, das Kind / den späteren Erwachsenen zu kontrollieren und gleichzeitig mit 20 anderen, diesbezüglich durchschnittlichen Individuen der selben Entwicklungsstufe unter kleinlicher Aufsicht zu halten


Die/der Betroffene
...

Gesteigerte Aktivität (Hyperaktivität):

Prompt kam mir ein anderer düsterer Gedanke: wie eine Zahnfee hörte sich das ganz und gar nicht an. Ich bekam eine Todesangst und empfand ungeheures Bedauern. Ich streckte die Hand aus, schaltete die Nachttischlampe ein und sah meinen Dad im Zimmer, der in einem Netz verfangen wild herumzappelte und zerrte und fluchte, während die Möbel umkippten und kreuz und quer übereinander fielen. Meine Mutter kam im Bademantel ins Zimmer gestürmt, war so vorsichtig, mit einer Hand den Schalter der Deckenlampe neben der Tür anzuknipsen, und warf mir einen ärgerlichen Blick zu. Der Anblick, der sich ihr bot, muss unvergesslich gewesen sein: ihr Jüngster lag mollig zugedeckt im Bett, mit einem halben Meter Sicherheitsabstand zu dem zickzackförmig gespannten Geflecht aus Angelschnur, während ihr Göttergatte sich in der Mitte des Zimmers verheddert hatte, praktisch gefesselt und geknebelt zwischen einem Stuhl und dem Schreibtisch eingeklemmt war und in der festgezurrten Hand einen Fünfdollarschein umklammert hielt.

Soviel zu meinem Glauben an die Zahnfee.

Um nicht weiter mit solchen Überfällen aus dem Hinterhalt rechnen zu müssen, setzten meine Eltern in getrennten Gesprächen ihren jüdischen Sohn davon in Kenntnis, dass ein gewisser Santa Claus ebenfalls Legende war, bevor auch noch die Jagdzeit auf den Weihnachtsmann eröffnet worden wäre.

Danny Sugerman
Wonderland Avenue
Maroverlag (1991) S.23f.

 

1

Zeigt oft motorische Aktivität von Händen und/oder Füßen, wie die Natur sie vorgesehen hat; bleibt nicht unbeweglich sitzen, da ein sogenanntes ‚höheres Lebe-Wesen‘

2

Verlässt oft den Platz im Klassenzimmer, am Esstisch, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder anderen Situationen, in denen grundlos schweigsame Reglosigkeit erwartet wird

3

Läuft oder klettert (geistig: ersteigt) oft in Situationen, in welchen die meisten Personen eher autoaggressiv-zurückhaltend sind (kann bei Jugendlichen oder Erwachsenen auf das subjektive Gefühl beschränkt sein, es gerne tun zu wollen, dies aber um des Abiturs / des Arbeitsplatzes willen unterlassen zu müssen

4

Hat oft Schwierigkeiten, sich in passiv-kontemplativ-selbst­gefälligen Freizeitaktivitäten einzufinden oder gar zurückhaltend mitzuspielen; bevorzugt statt dessen Ausdrucksformen seines Selbst, die auch Eindruck machen

5

Ist oft ‚auf dem Sprung‘ oder verhält sich wie ‚von einem Motor angetrieben‘, was dem durchschnittlichen Mitmenschen das bekannte, aber stets wieder beschämende Gefühl gibt, vergleichsweise flau und langsam zu sein und über mangelnde soziale Kompetenzen in der Kontaktaufnahme zu verfügen

6

Redet oft mehr als der Durchschnitt, - erlebt aber auch mehr und hat daher mehr zu erzählen

Erhöhte Spontaneität (Impulsivität):

7

Platzt oft mit Antworten auf Fragen heraus, die noch nicht oder nur unvollständig gestellt worden sind; obwohl er oder sie über eine erhöhte soziale Sensibilität verfügt, rät er / sie den Rest der Fragen gelegentlich auch falsch

8

Hat oft Schwierigkeiten, in Warteschlangen zu verharren oder auf seinen Einsatz in Spielen oder Gruppensituationen zu warten; versucht statt dessen, der/die Verkäufer/in zu größerem Engagement zu motivieren, die Warteschlange zu unterhalten, die Spielregeln zu einem multifaktoriellen Design zu erweitern oder aktiv nach einer Beseitigung der eigenen Leistungshemmung zu suchen

9

Unterbricht oft die Gespräche anderer oder mischt sich häufig in dieselben ein, wenn andere ihre Zeit mit irrelevanten Inhalten vergeuden; sagt - oder versucht wenigstens - erhellende Worte in die Konversation anderer einzubringen; lacht oft spontan, wenn andere den Humor der Situation nicht sehen können und daher Quelle weiteren Humorausflusses sind

10

Hat oft Schwierigkeiten, übliche, gewohnte und abgeschmackte Verfahren zu durchlaufen; bevorzugt statt dessen neue Ansätze und Wege, die frühere Verfahren archaisch, umständlich, prätentiös oder einfach lächerlich erscheinen lassen

11

Ist oft (auf)reizend, kokett und (selbst)gefällig


B

Einige der symptomatischen Persönlichkeitszüge, die Eltern und Pädagogen gelegentlich Schwierigkeiten verursachen, waren bereits vor dem siebten Lebensjahr vorhanden.

C

Einige der symptomatischen Persönlichkeitszüge, die ihn oder sie veranlassen, weniger leicht ‚führbar‘ zu sein, treten in zwei oder mehr Umgebungen (z.B. in Schule/Arbeit und Zuhause) auf; - daher nennt man sie auch Persönlichkeitszüge und nicht Situationszüge.

D

Für eine schlüssige und im Zweifelsfall vor dem Friedensrichter des Nachbarcounty vertretbare Diagnose müssen klare Beweise von klinisch bedeutsamer Individualität in sozialen, akademischen oder arbeitsbezogenen Lebenskontexten und Funktionsbereichen vorhanden sein.
 

 

* Das Diagnostische und Statistische Manual zur Identifizierung und Differenzierung von Persönlichkeitszügen ist ein im forschungstheoretischen und klinischen Gebrauch anerkanntes, maßgebliches und umfassendes Handbuch zur Klassifikation von Persönlichkeiten. Dieses Handbuch definiert, beschreibt und diagnostiziert die feinen Unterschiede zwischen Persönlichkeiten in New York, Berlin, Tokyo, Kleinhartpenning sowie überall sonst auf dieser Erde, sofern die dort wohnenden Personen sich (noch) unterscheiden wollen.

** Das DSM-V (5. revidierte, komplett durchgesehene und vom überarbeiteten Lektor fast zur Hälfte erneut verlesene Auflage) stellt die erste vollständige Änderung des Diagnostischen und Statistischen Manuals zur Identifizierung und Differenzierung von Persönlichkeitszügen seit 1534 dar.

(josh © 1998 auf Grundlage einer Internetseite der Hypies Berlin)

 

 

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