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      Üben Sie doch mal, ein Verhältnis zu haben ...
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    | Wir sind, der Himmel sei
      Dank, noch alle recht gesund. Alles ist tätig und fleißig, auch der
      Eduard selbst plagt sich, so dass wir hoffen, noch einmal einen tüchtigen
      Mann aus ihm zu machen. Nun kannst Du mir's gar nicht als eine Schwäche
      unseres Geschlechts ansehen, wenn ich neugierig bin wie Du Deine kleine Haushaltung
      eingerichtet, ob die Ökonomie auch die Hauptrolle spielt, das bei großen
      wie bei kleinen Haushaltungen eine unerlässliche Notwendigkeit ist. Dabei
      erlaube ich mir zu bemerken, lieber Karl, dass Du Reinlichkeit und
      Ordnung nie als Nebensache betrachten musst, denn davon hängt
      Gesundheit und Frohsinn ab. Halte pünktlich darauf, dass Zimmeren öfters
      gescheuert werden, setze eine zeit darauf fest - und scheure Du meinen
      lieben Karl wöchentlich mit der Schwamm und Seife.
       Henriette Marx (1835) 
      Brief an ihren Sohn Karl Marx 
      (mit F. Engels Begründer der kommunistischen Lehre) 
      zitiert nach: Asta Scheib 
      ... Dein wahrhaft sorgfältiger Vater. Briefe an Kinder 
      Middelhauve (1988) S.112 
        | 
    Vielleicht fragen Sie sich, wie
      man Verhalten trainieren kann? Und zwar nicht in einer ganz bestimmten
      Situation, sondern allgemein. Elternratgeber oder Erziehungsberatungen
      bieten nicht selten Beispiele zur gezielten Problemlösung. Da wird Ihnen
      dann mitgeteilt, was Sie wirksam tun können, wenn Ihr Kind sein
      Zimmer nicht aufräumen möchte. Über das Problem "Mein Kind lebt im
      Chaos" wird Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt, zumal es kaum
      Eltern von Kindern unter 12 Jahren geben dürfte, die sich nicht
      gelegentlich an der Unordnung im Kinderzimmer stören. In
      "modernen" Ratgebern wird Ihnen zunächst genau dieser Punkt
      vermittelt: Egal welches Problem Sie mit Ihrem Kind haben - Sie sind nicht
      allein! Da Sie um Rat suchen und nicht Ihr Kind, dem das Chaos
      nichts anhaben kann, ist das ein guter Trick, Sie für den Ratgeber
      einzunehmen. Die meisten populären Bücher zu Erziehungsfragen und
      Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern verraten deshalb mehr über Ihre
      Wünsche und die Absichten der Autoren als über Kinder. Wenn Sie
      nämlich ins Detail gehen und sich über das Verhalten Ihres Kindes nach
      genauen Beobachtungen Rechenschaft ablegen, dann merken Sie meist rasch,
      dass Ihr Problem mit dem Kind etwas ganz Besonderes ist. Weil Sie und Ihr
      Kind "einzigartige" Wesen sind, die auch auf eine besondere
      Weise miteinander umgehen. Ganz zu schweigen von Ihren spezifischen
      Lebensumständen.
       Es ist nicht so, dass Ihr Kind einfach unordentlich ist. Vielleicht hat
      es ein Lieblingsspielzeug, mit dem es sehr sorgfältig umgeht, während
      der Rest gleichgültig behandelt wird. Das große Sortiment Computer-Lego
      hat seine eigene Ordnung, aber die teuren Marken-Klamotten, um die Sie
      sich vorwurfsvoll kümmern, liegen überall im Zimmer verstreut. Wenn Papa
      das Aufräumen verlangt, ist Sohnemann schnell bei der Sache, aber Mama
      kann Bitten, Betteln und Drohen und nichts geschieht. Mein Sohn räumt ja
      nur auf, wenn er 5 Euro bekommt. Die Mutter von Niklas sagt, dass ihr Sohn
      nicht aufräumen kann; er verliert sich dann in immer neuen
      Ablenkungen und wird nie fertig. Freunden von mir ist es völlig gleich,
      ob ihr Nachwuchs die Kinderzimmer aufräumt, aber mich stört allein der
      Gedanke an die haarsträubenden Zustände ... Ist Ihr Kind glücklich
      und in der Schule alles okay, dann fördern Sie ruhig die
      Ordnungsliebe Ihres Kindes. Ansonsten überprüfen Sie jetzt einmal in
      Gedanken, was Ihnen im Leben Ihres Kindes (als das Kind, das es heute ist)
      wichtig erscheint. Was glauben Sie, was demgegenüber Ihrem Kind wichtig
      ist? Welches Verhältnis haben Sie zu Ihren Vorstellungen, welches
      zu den Vorstellungen Ihres Kindes? Aus diesem Verhältnis erwächst das
      Verhalten - Ihres und das des Kindes.  | 
   
  
    
       
      Über die Verhältnisse leben
     | 
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    | Der französische Schriftsteller und Philosoph
      Jean-Paul Sartre hat ein berühmtes Werk verfasst, in dem er die
      Bedingungen menschlichen Lebens beschreibt. Es heißt Das Sein und das
      Nichts. Einfach gesagt mein Sartre mit dem Titel, dass Mensch-Sein
      bedeutet, alles andere in der Umwelt nicht zu sein. Haben Sie sich schon
      einmal gefragt, was das Bewusstsein ist? Jetzt, wenn Sie darüber
      nachdenken, ist dieses Denken in Ihrem Bewusstsein. Berühren, dingfest
      machen können sie Ihr Bewusstsein aber nicht. Es ist immer das, was es
      nicht ist: Es zählt Äpfel, aber es ist kein Apfel; es liest Bücher,
      aber es ist kein Buch und auch nicht die Wörter in den Büchern; es denkt
      über diesen Satz nach, den Sie gerade lesen, aber der Satz ist nicht das
      Bewusstsein. Sartre hat ein Kapitel in seinem Buch "Der Blick"
      genannt. Darin schreibt er über das, was in unseren Köpfen passiert, wenn
      wir Menschen einander wahrnehmen und beobachten. Zum Beispiel bei
      einem Spaziergang im Park. Oder im Streit. Oder auch an der Tür des
      Kinderzimmers, als Sie Ihren Sohn inmitten seines Chaos beim Basteln
      ertappen, obwohl er doch eigentlich versprochen hat, heute zügig
      aufzuräumen. Sie ärgern sich über das unordentliche Zimmer; und Sie
      sind enttäuscht über das leere Versprechen. Später werden Sie erfahren,
      dass er gerade ein Geschenk für Sie bastelte. In der Erinnerung sehen Sie
      die Unordnung dann viel milder. Wichtiger als das gebrochene Versprechen
      ist Ihnen auch die Hilfsbereitschaft, mit der er kommende Woche täglich
      einkaufen geht, nachdem Sie mit dem Fahrrad gestürzt sind und kaum laufen
      können. Das Chaos im Kinderzimmer ist das gleiche geblieben. Aber Ihr
      Blick auf die selben Dinge hat sich schlagartig verändert.    | 
     Spaziergang
      am "Heiligen Berg" (Kloster Andechs) 
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    | Wir leben in Verhältnissen. Das ist gar
      nicht so anrüchig, wie es sich zunächst anhört. Es ist vielmehr
      zwangsläufig und daher völlig normal. Und wir leben über unsere
      Verhältnisse. Nicht, weil wir alle größenwahnsinnig sind, sondern weil
      die augenblickliche "Größe" des Lebens eben nicht für die
      Ewigkeit genügt. In einem Verhältnis zu leben heißt schlicht, dass man
      zu etwas oder jemandem einen Bezug hat, dass bestimmte Dinge und Menschen
      für uns von Bedeutung sind. Natürlich heißt das häufig auch, dass wir
      von manchen Dingen oder Menschen abhängig sind. Über seine
      Verhältnisse zu leben meint, über den Tellerrand hinauszuschauen, neue
      Dinge kennen zu lernen, neue Menschen zu treffen, kurz: neue Verhältnisse
      einzugehen. Das Leben ist ein unentwegtes Vermessen von Distanzen. Wie
      wichtig ist mir das neue Auto? Wie viel Gehalt bekommt mein Nachbar? Wie
      sehr liebt mich meine Frau? Wie weit kann ich meinen Kindern vertrauen?
      Solche Fragen sind nicht kleinlich oder gar egoistisch. Sie sind der
      Ausdruck unseres Bewusstseins. Sie setzen unsere Sichtweise, unsere Werte
      und Wünsche in alltagstaugliche Überlegungen um. Hinter jeder dieser
      Fragen steht letztlich die eine Frage an uns selbst: Wie verhalte ich
      mich - zum neuen Auto, angesichts des Neides auf den Wohlstand meines
      Nachbarn, gegenüber meiner Frau und meinen Kindern?! Die Antwort ist mein
      persönliches Verhältnis zu den Bedingungen meines Lebens. Unsere Verhältnisse
      sind die Grundlage unseres Denkens und Handelns. Und unseres Fühlens, das
      immer auch auf unserem Verständnis der Welt gründet.
     | 
    Wenn ein Mensch die Hälfte eines jeden
      Tages damit zubringt, in den Wäldern spazieren zu gehen, weil er sie
      liebt, läuft er Gefahr, als Faulenzer angesehen zu werden; aber wenn er
      seinen ganzen Tag als Spekulant vertut, der diese Wälder abhauen und die
      Erde vorzeitig kahl werden lässt, wird er hoch geachtet als fleißiger
      und unternehmender Bürger. Als ob die Stadt kein anderes Interesse an
      ihren Wäldern hätte, als sie abzuholzen! 
      Henry David Thoreau 
      Leben ohne Grundsätze 
      Atlantic Monthly (1863) 
      zitiert nach: ders. 
      Ausgewählte Essays 
      G. Kiepenheuer (1986) S.78 
        
        
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      Verhältnismäßig wenig Probleme
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    | Wenn Eltern verhaltensgestörter Kinder bei
      Treffen von Selbsthilfegruppen oder in einschlägigen Internetforen über
      die Sorgen mit ihren Sprösslingen berichten, dann hört oder liest man
      häufig von ganzen Litaneien an Problemen. Über manchen Kindern türmen
      sich drei kinder- und jugendpsychiatrische
      Diagnosen und mehrere umschriebene Lernstörungen.
      Bisweilen gewinnt man den Eindruck, diese Kinder seien schwerst
      behindert und würden niemals in ihrem Leben der Sorge von Mutter und
      Vater entwachsen. Selbst intellektuelle Begabungen werden nicht selten als Probleme
      dargestellt. Im Guten wie im Schlechten sehen die Eltern eine belastende
      Übersteigerung. Zu unruhig - zu ruhig; zu gleichgültig - zu zwanghaft;
      zu laut - zu still; zu schlau - zu schwach. Selten wird dabei die Frage
      erörtert: Zu viel ... für wen eigentlich? Durch seine unbedingte
      Beziehung zur Umwelt hat Verhalten stets etwas Subjektives, - und das
      nicht nur für den Handelnden, sondern auch für den Beobachter, der ja
      ein Teil der Umwelt ist. Wie bereits gesagt: Die Unordnung im Kinderzimmer
      kann man aus verschiedenen Perspektiven sehen. Daher ist auch die Diagnose
      von Verhaltensstörungen abhängig von der Einschätzung der Umwelt. Ärzte
      und Psychologen können sich dabei selten allein auf das Verhalten des
      Kindes in der Untersuchungssituation stützen. Sie greifen immer auch auf
      Berichte der Eltern, Lehrer, Nachbarn oder Freunde zurück, soweit man als
      Außenstehender Zugang zu solchen Informationen hat. Auch der Leidensdruck
      der Mitmenschen, die i.d.R. das auffällige Kind in Beratungsstellen,
      Praxen oder Kliniken vorstellen, ist bei vergleichbarem Schweregrad der
      Störung oft sehr unterschiedlich. Stadt oder Land, arm oder reich, krank
      oder gesund, allein oder eingebunden in einen Kreis von Familie und
      Freunden - viele Faktoren spielen v.a. auf der Elternseite eine
      entscheidende Rolle. Diese sind natürlich nicht minder wichtig, wenn es
      um die Behandlung einer Verhaltensstörung bei Kindern geht. Weitgehend
      unabhängig vom kindlichen Verhalten bedarf der Leidensdruck der Umwelt
      einer eigenen therapeutischen Berücksichtigung und gegebenenfalls einer
      Intervention. Verhältnismäßig wenig Probleme mit dem Kind
      sind anders zu behandeln als verzweifelte Wut und Enttäuschung von
      Müttern oder Vätern. Verhaltenstraining ist aus diesem Grund weniger
      eine pädagogische Unterweisung als vielmehr eine Übung in der
      Selbstwahrnehmung, um das Kind im eigenen Verhältnis zu ihm besser sehen
      und verstehen zu können.  | 
     Mit
      einem Tropfen Honig fängt man mehr Mücken als mit einem ganzen Fass
      Essig. Franz von Sales, mit Johanna
      Franziska Frémyot de Chantal Begründer des Ordens der Salesianerinnen
      (1610)  | 
   
  
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      Verhältnismäßig viele Probleme
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      Kunststücke, zum Beispiel, verlange ich nicht von
      ihm; es wäre vergebens. Er ist kein Gelehrter, kein Marktwunder, kein
      pudelnärrischer Aufwärter, er ist ein vitaler Jägerbursch und kein
      Professor. Ich hob hervor, dass er ein vorzüglicher Springer ist. Wenn es
      darauf ankommt, so nimmt er jedes Hindernis - ist es allzu hoch, um in
      freiem Sprunge bewältigt zu werden, so klettert er anspringend hinauf und
      lässt sich jenseits hinunterfallen, genug, er nimmt es. Aber das
      Hindernis muss ein wirkliches Hindernis sein, das heißt ein solches,
      unter dem man nicht durchlaufen oder durchschlüpfen kann: sonst würde
      Bauschan es als verrückt empfinden, darüber wegzuspringen. 
      Thomas Mann 
      Herr und Hund (1919) 
      zitiert nach: ders. 
      Die Erzählungen 
      Fischer (1986) S.615 
        
        
        
        
        
        
        
        
     | 
    Kommen wir zurück zum Beispiel vom Anfang
      dieses Artikels. Was bedeutet das: die Selbstwahrnehmung im Umgang mit dem
      Kind zu schärfen? Und wie kann dies zu einem aufgeräumten Kinderzimmer
      führen?
       Stellen Sie sich vor, Ihr Chef würde in Ihr Büro kommen oder
      Ihren Arbeitsplatz betreten und die "heillose Unordnung"
      beklagen. Er habe am Wochenende, als Sie nicht im Unternehmen waren, etwas
      in Ihren Schubladen gesucht, aber im Chaos nicht gefunden. Dabei sei ihm
      auch aufgefallen, dass sich an der Seite Ihres Tisches immerhin 14 leere
      Flaschen gesammelt hätten, die längst in den Altglascontainer beim
      Getränkeautomaten gehörten. Zudem musste er mit Ärger feststellen, dass
      ein Auftrag, datiert vom Vormonat, noch immer unbearbeitet unter anderen
      Dokumenten liege; besser gesagt: lag, denn er habe ihn jetzt an sich
      genommen. 
      Viele Fragen, viele Antworten. Ist die Unordnung
      "heillos" oder machen Sie Ihren Job gut? Darf Ihr Chef in Ihren
      Schubladen wühlen, und wenn ja, fördert das Ihr Vertrauen in ihn? Wen
      stört der Abfall und wer ist für seine Beseitigung zuständig? Wird Ihr
      Chef den unbearbeiteten Auftrag nun selbst erledigen? 
         | 
   
  
    - Niklas, in Deinem
      Zimmer sieht es katastrophal aus. In dieser Unordnung findest Du doch
      nichts mehr! 
      - Doch Mama, ich weiß, wo die Sachen sind, solange Du nichts
      durcheinander bringst. 
      - Hier kann man nichts mehr durcheinander bringen! Ich habe in
      allen Deinen Schubladen nach meiner Haushaltsschere gesucht und sie nicht
      gefunden. 
      - Ich hab' die Schere nicht! Warum fragst Du nicht einfach? 
      - Du warst gerade in der Schule. Außerdem war's nicht schlecht, dass ich
      mal wieder nach dem Rechten gesehen habe. Ich habe Dir doch
      ausdrücklich verboten, Lebensmittel mit ins Kinderzimmer zu nehmen! Wenn
      Du's trotzdem machst, dann räum' wenigstens Geschirr und Flaschen wieder
      in die Küche. 
      - Ich hab's vergessen. Außerdem muss ja eh immer ich die Flaschen in den
      Keller runterbringen. Da ist es doch egal, ob sie bei mir oder in der
      Küche rumstehen. 
      - Niklas, Du weißt, dass ich Lebensmittel im Kinderzimmer nicht sehen
      möchte! Warum hältst Du Dich nicht einfach daran?! 
      - Aber die Flaschen sind doch leer. Und warum schnüffelst Du in meinem
      Zimmer rum?! Das ist mein Zimmer! 
      - In meiner Wohnung! Übrigens habe ich eine Klassenarbeit vom
      letzten Monat gefunden, die ich längst hätte unterschreiben
      müssen ... 
      - Scheiße, die Deutschprobe! Ich hätte sie Dir heute gezeigt. 
      - Das glaubst Du ja selbst nicht! Jedenfalls habe ich sie mir mitgenommen
      und heute Abend werden wir uns das Elend mal gemeinsam ansehen.
      Ähnliche Fragen, ähnliche Antworten. Weiß die Mutter, ob
      Niklas sich in der Unordnung seines Zimmers zurechtfindet? Geht es um das
      Zimmer oder die Privatsphäre des Kindes? Wird Niklas in Zukunft keine
      Lebensmittel  mehr in sein Zimmer mitnehmen? Kann die gemeinsame
      "Begutachtung" der Deutschprobe nach diesem Vorspiel Niklas dazu
      motivieren, sich eher über schulische Belange mit der Mutter auseinander
      zu setzen? 
        | 
   
  
    | Der Schüler, der vor den Lehrern sitzt,
      ist und bleibt deren Aufgabe. Es gibt keine Ausreden. Wenn ein Schüler
      nicht lernt, dann liegt das Problem beim Lehrer. Und nicht bei der
      Schulform.
       Prof. Pirjo Linnakylä 
      (Mitautorin der PISA-Studie) 
      zitiert nach: C. Fuchs 
      Wo der Fernseher beim Lesen hilft. Warum ausgerechnet das finnische
      Schulsystem beim weltweiten Pisa-Test der OECD am besten abgeschnitten hat 
      Stern Nr. 4 (2002) S.57 
     | 
    Es ist die Mutter, die in Niklas Zimmer ihre
      Schere nicht fand. Die Verallgemeinerung, dass der Sohn in der eigenen
      (Un-)Ordnung nichts finden könne, wird ihn nicht überzeugen. Überhaupt "kann
      man" kaum erreichen, was die Mutter für sich nicht sagen kann
      oder möchte. Besser: Ich konnte meine Schere in unserer Wohnung nicht
      finden! Wer sieht in Abwesenheit des Un-Rechten, der angeblich
      die Schere verlegt hat, nach dem Rechten?! Immerhin hat sich bislang
      keiner zur Rechtmäßigkeit der Sichtweise des anderen bekannt. Wenn es
      "einfach" ist, sich an Regeln zu halten, so kann man kaum einen
      besonderen Gewinn davon erwarten, da doch alle es tun. Besser: Ich
      würde mich freuen, wenn Du Dich auch weiterhin so gut wie bisher an diese
      Regel halten würdest! Und Schule ist ein heikles Thema; Autorität und
      Vertrauen kann man hier als Eltern nur erreichen, wenn man Leistungen
      erwartet, fördert und würdigt, die das Kind sich selbst zuschreiben
      kann. | 
   
  
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      Training zum besseren Lehrer
     | 
   
  
    | Ich muss das Spiel doch in Gang halten.
      Keine Wunderheilungen auf unserer Reise. Keine Billiglösungen durch
      Singspiel und Spiegeltrick. Unsere Wunden sind möglichst lange offen zu
      halten. Dieses Reden in Dir und mir ist ja nichts anderes als die
      Krankheit des Fragens. In uns die Fragezentren sind heutzutage krank. Sind
      in den Kopf gewandert. Können keine richtigen Fragen mehr bilden. 
       Peter Handke 
      Die Kunst des Fragens 
      st 2359 (1994) S.52  | 
    Ich ärgere mich über das Chaos im
      Zimmer meines Kindes; muss es meine Ordnungsliebe teilen oder schlicht
      akzeptieren, dass mir Ordnung auch im Kinderzimmer etwas bedeutet? Ich
      habe ein Anrecht darauf, in meiner Wohnung zu suchen und zu finden, was
      mir gehört; mache ich meinem Kind einsichtig, dass es mir um die Sache
      geht und nicht um einen Vorwand zur Verletzung seiner Privatsphäre? Für
      mich ist es selbstverständlich, dass Lebensmittel nicht jenseits von
      Küche und Esstisch verzehrt werden; warum ist das für mein Kind nicht
      einfach einzusehen? Ich wünsche mir, dass mein Kind mir seine Schulhefte
      umgehend vorlegt; was hindert es daran? Ein guter Lehrer zu sein
      heißt, die richtigen Fragen zu stellen. Fragen, die auf Sie, Ihr
      Kind, Ihre Situation passen. Deshalb kann Verhaltenstraining auch kein
      Üben von Lösungen sein. Wenn Sie sich fragen, warum Ihnen Elternratgeber
      und Erziehungsberatungen nicht auf Dauer geholfen haben, machen Sie den
      ersten Schritt des Trainings!  | 
   
  
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